In meinem letzten Artikel über meine Angst vor dem Schwach-Sein habe ich schon kurz angesprochen, dass diese Angst in einem weiteren Teil meines Selbst begründet ist, der mich immer wieder in meinen schwachen Momenten immer wieder angreift, und den ich häufig auf andere Menschen projeziere, vor denen ich mich dann schützen oder verstecken will. Heute möchte ich darüber schreiben, was eigentlich tiefer in mir passiert und was genau in mir vorgeht, bevor dieser Schutz-Impuls ausgelöst wird. Und woher der Glaubenssatz kommen könnte, dass ich gefährdet bin, wenn ich schwach bzw. schwächer als mein Gegenüber bin.

Drohende Entwürdigung

Wie wohl viele andere Menschen auch, habe ich in meinem Leben einige Erfahrungen gemacht, in denen ich im Konflikt mit einem Widersacher zu schwach gewesen bin, um mich durchzusetzen. Was vielleicht für einige Menschen kein großes Problem ist, war für mich immer gleichbedeutend mit dem Gefühl des Entwürdigt-Seins. Mit Gedanken darüber, was für eine lächerliche Gestalt von Mann ich bin. Die Erfahrung von Schwäche ist also sehr stark mit der Gefahr verbunden, meine Würde als Mann zu verlieren.

Tatsächlich ist diese Gefahr deshalb so groß, weil ich die Erfahrung des Entwürdigt-Seins bereits in mir trage. Oder besser gesagt: Der oben angesprochene Täter-Anteil meines Selbst ist sozusagen konstant dabei nahezu alles was ich tue, sage oder denke mit entwürdigenden Kommentaren bzw. Bewertungen zu belegen. Und ein anderer Teil glaubt auch daran, dass diese Urteile die Wahrheit sind.

Normalerweise läuft dieser Prozess komplett in meinem Unbewusstsein ab, so dass ich davon kaum etwas mitbekomme. Das Ganze kommt nur dann in mein Bewusstsein, wenn ich eine Niederlage „erleide“ oder dies kurz bevor zu stehen scheint, weil ich mich einem Konkurrenten gegenüber schwächer fühle. Dann höre ich in mir die entwürdigenden Kommentare und bin mit dem Teil meines Selbst identifiziert, der diesen Kommentaren glaubt und sich entsprechend fühlt.

Die Entdeckung meines Täter-Selbst

Dass ich diese Zusammenhänge heute so klar sehen kann, liegt unter anderem an einer Erfahrung, die ich kürzlich machen durfte, weil ich einen inneren Konflikt bemerkte, als ich mir einen Horrorfilm anschauen wollte. Da gab es eine Seite, die gerne mal wieder so einen Film anschauen wollte. Und es gab eine andere Seite, die dieses Vorhaben als eines der vielen lächerlichen Dinge ansah, die kindliche Männer so tun.

Zunächst war mir dieser Konflikt nicht so richtig bewusst. Ich war nur auf den Zustand in mir aufmerksam geworden, dass ich etwas tun wollte, dass ich besser nicht tun sollte. Ich entschied mich dann trotzdem dazu, den Film anzuschauen, und erlebt dann mit, wie ich mich selbst als eine lächerliche Figur fühlte. Wobei ich selber das entsprechend höhnische Lachen über mich ergoss.

In diesem Moment wurde ich so richtig wach und fragte mich, warum ich mich eigentlich so entwürdigt fühlte, obwohl ich doch ganz alleine vor dem Fernseher saß. Und so entdeckte ich den oben beschriebenen und schon seit langer Zeit in mir ablaufenden Prozess der Selbst-Entwürdigung. Nur das ich jetzt die Identifizierung mit dem entwürdigten Anteil meines Selbst aufgegeben hatte und zum ersten Male konnte ich die sowohl die Täter- als auch die Opferseite erkennen und mit beiden Seiten bewusst in Beziehung gehen.

Was dabei geschah kann ich gut mit einer Mediation vergleichen, bei der ich die Motive und Ziele der beiden Selbst-Anteile untersuchte.

Konfrontation des Täter-Selbst

Was dabei geschah kann ich gut mit einer Mediation vergleichen, bei der ich die Motive und Ziele der beiden Selbst-Anteile untersuchte.

Der erste Schritt dabei war die Konfrontation mit meinem Täter-Selbst als Zeichen an diesen Teil dafür, dass ich entschlossen bin, den bislang unbewussten Vorgang in mir stoppen. Gefolgt von einer Abmachung, die Angriffe einzustellen, damit ich überhaupt in die Lage kommen kann, mich tiefer mit meinen Selbst-Anteilen zu beschäftigen.

So verstand ich, dass die Verhöhnungen der Täterseite aus der Überzeugung gespeist waren, dass ich meine Schwächen unbedingt ausmerzen muss, damit ich vor demütigenden Einflüssen aus der Außenwelt in Sicherheit bin. Anders ausgedrückt: Ich verhöhnte mich selbst, damit ich irgendwann in einen Zustand komme, in dem niemand aus meiner Umwelt mehr die Möglichkeit hat, mich zu demütigen.

Was mein Täter-Selbst aber dabei nicht konnte, war die Auswirkungen ihres Tuns zu fühlen. Diese Seite war so davon überzeugt, dass ihre Strenge und Härte, ihre Verhöhnungen und sonstigen Entwürdigungen zu „meinem“ Wohle führen würden, dass sie das damit hervorgerufene Leid der Opferseite ignorierte.

Wertschätzung meines Opfer-Selbst

Im nächsten Schritt der Mediation ging ich auch mit der Opferseite in Kontakt um auch dessen Bedürfnisse abzufragen. Ich erkannte einen kindlichen Anteil von mir, der die Welt erkunden und tiefer verstehen möchte. Und der Anerkennung und Wertschätzung, aber vor allem Zugehörigkeit erfahren möchte. Dieses Bedürfniss nach Zugehörigkeit war so groß, dass es sich lieber der entwürdigenden Sichtweisen der Täterseite angeschlossen hat, als alleine und ohne Orientierung zu sein.

Aus diesem Grund drückte diesem Teil meine Wertschätzung für dessen Wünsche und Sichtweisen aus, wodurch sich in mir ein neues Gefühl von Stärke und Selbstwertgefühl entwickelte. Und ich drückte meinen eigenen Wunsch aus, dass sich der einst alleine gelassene Teil meinem erwachsenen Ich anschließen möge.

Gewachsenes Vertrauen

Am Ende dieser inneren Mediation hatte ich ein erstes Fundament gelegt, auf dem meine Beziehung zu dem Täter- und dem Opfer-Anteil meines Selbst wachsen konnte. Ich fühlte, dass von beiden Seiten ein Stück Vertrauen in mich gewachsen war und ich somit mehr Einfluss auf sie haben konnte. Wobei ich allerdings bei weitem nicht sagen kann, dass der innere Konflikt seit diesem Moment vollständig beigelegt ist. Aber ich bekomme häufiger mit, wenn ich mit der Opferseite identifiziert bin und kann mich häufiger aus dieser Rolle lösen und in die innere Mediation gehen.

In meinem letzten Artikel über meine Angst vor dem Schwach-Sein habe ich schon kurz angesprochen, dass diese Angst in einem weiteren Teil meines Selbst begründet ist, der mich immer wieder in meinen schwachen Momenten immer wieder angreift, und den ich häufig auf andere Menschen projeziere, vor denen ich mich dann schützen oder verstecken will. Heute möchte ich darüber schreiben, was eigentlich tiefer in mir passiert und was genau in mir vorgeht, bevor dieser Schutz-Impuls ausgelöst wird. Und woher der Glaubenssatz kommen könnte, dass ich gefährdet bin, wenn ich schwach bzw. schwächer als mein Gegenüber bin.

Drohende Entwürdigung

Wie wohl viele andere Menschen auch, habe ich in meinem Leben einige Erfahrungen gemacht, in denen ich im Konflikt mit einem Widersacher zu schwach gewesen bin, um mich durchzusetzen. Was vielleicht für einige Menschen kein großes Problem ist, war für mich immer gleichbedeutend mit dem Gefühl des Entwürdigt-Seins. Mit Gedanken darüber, was für eine lächerliche Gestalt von Mann ich bin. Die Erfahrung von Schwäche ist also sehr stark mit der Gefahr verbunden, meine Würde als Mann zu verlieren.

Tatsächlich ist diese Gefahr deshalb so groß, weil ich die Erfahrung des Entwürdigt-Seins bereits in mir trage. Oder besser gesagt: Der oben angesprochene Täter-Anteil meines Selbst ist sozusagen konstant dabei nahezu alles was ich tue, sage oder denke mit entwürdigenden Kommentaren bzw. Bewertungen zu belegen. Und ein anderer Teil glaubt auch daran, dass diese Urteile die Wahrheit sind.

Normalerweise läuft dieser Prozess komplett in meinem Unbewusstsein ab, so dass ich davon kaum etwas mitbekomme. Das Ganze kommt nur dann in mein Bewusstsein, wenn ich eine Niederlage „erleide“ oder dies kurz bevor zu stehen scheint, weil ich mich einem Konkurrenten gegenüber schwächer fühle. Dann höre ich in mir die entwürdigenden Kommentare und bin mit dem Teil meines Selbst identifiziert, der diesen Kommentaren glaubt und sich entsprechend fühlt.

Die Entdeckung meines Täter-Selbst

Dass ich diese Zusammenhänge heute so klar sehen kann, liegt unter anderem an einer Erfahrung, die ich kürzlich machen durfte, weil ich einen inneren Konflikt bemerkte, als ich mir einen Horrorfilm anschauen wollte. Da gab es eine Seite, die gerne mal wieder so einen Film anschauen wollte. Und es gab eine andere Seite, die dieses Vorhaben als eines der vielen lächerlichen Dinge ansah, die kindliche Männer so tun.

Zunächst war mir dieser Konflikt nicht so richtig bewusst. Ich war nur auf den Zustand in mir aufmerksam geworden, dass ich etwas tun wollte, dass ich besser nicht tun sollte. Ich entschied mich dann trotzdem dazu, den Film anzuschauen, und erlebt dann mit, wie ich mich selbst als eine lächerliche Figur fühlte. Wobei ich selber das entsprechend höhnische Lachen über mich ergoss.

In diesem Moment wurde ich so richtig wach und fragte mich, warum ich mich eigentlich so entwürdigt fühlte, obwohl ich doch ganz alleine vor dem Fernseher saß. Und so entdeckte ich den oben beschriebenen und schon seit langer Zeit in mir ablaufenden Prozess der Selbst-Entwürdigung. Nur das ich jetzt die Identifizierung mit dem entwürdigten Anteil meines Selbst aufgegeben hatte und zum ersten Male konnte ich die sowohl die Täter- als auch die Opferseite erkennen und mit beiden Seiten bewusst in Beziehung gehen.

Was dabei geschah kann ich gut mit einer Mediation vergleichen, bei der ich die Motive und Ziele der beiden Selbst-Anteile untersuchte.

Konfrontation des Täter-Selbst

Was dabei geschah kann ich gut mit einer Mediation vergleichen, bei der ich die Motive und Ziele der beiden Selbst-Anteile untersuchte.

Der erste Schritt dabei war die Konfrontation mit meinem Täter-Selbst als Zeichen an diesen Teil dafür, dass ich entschlossen bin, den bislang unbewussten Vorgang in mir stoppen. Gefolgt von einer Abmachung, die Angriffe einzustellen, damit ich überhaupt in die Lage kommen kann, mich tiefer mit meinen Selbst-Anteilen zu beschäftigen.

So verstand ich, dass die Verhöhnungen der Täterseite aus der Überzeugung gespeist waren, dass ich meine Schwächen unbedingt ausmerzen muss, damit ich vor demütigenden Einflüssen aus der Außenwelt in Sicherheit bin. Anders ausgedrückt: Ich verhöhnte mich selbst, damit ich irgendwann in einen Zustand komme, in dem niemand aus meiner Umwelt mehr die Möglichkeit hat, mich zu demütigen.

Was mein Täter-Selbst aber dabei nicht konnte, war die Auswirkungen ihres Tuns zu fühlen. Diese Seite war so davon überzeugt, dass ihre Strenge und Härte, ihre Verhöhnungen und sonstigen Entwürdigungen zu „meinem“ Wohle führen würden, dass sie das damit hervorgerufene Leid der Opferseite ignorierte.

Wertschätzung meines Opfer-Selbst

Im nächsten Schritt der Mediation ging ich auch mit der Opferseite in Kontakt um auch dessen Bedürfnisse abzufragen. Ich erkannte einen kindlichen Anteil von mir, der die Welt erkunden und tiefer verstehen möchte. Und der Anerkennung und Wertschätzung, aber vor allem Zugehörigkeit erfahren möchte. Dieses Bedürfniss nach Zugehörigkeit war so groß, dass es sich lieber der entwürdigenden Sichtweisen der Täterseite angeschlossen hat, als alleine und ohne Orientierung zu sein.

Aus diesem Grund drückte diesem Teil meine Wertschätzung für dessen Wünsche und Sichtweisen aus, wodurch sich in mir ein neues Gefühl von Stärke und Selbstwertgefühl entwickelte. Und ich drückte meinen eigenen Wunsch aus, dass sich der einst alleine gelassene Teil meinem erwachsenen Ich anschließen möge.

Gewachsenes Vertrauen

Am Ende dieser inneren Mediation hatte ich ein erstes Fundament gelegt, auf dem meine Beziehung zu dem Täter- und dem Opfer-Anteil meines Selbst wachsen konnte. Ich fühlte, dass von beiden Seiten ein Stück Vertrauen in mich gewachsen war und ich somit mehr Einfluss auf sie haben konnte. Wobei ich allerdings bei weitem nicht sagen kann, dass der innere Konflikt seit diesem Moment vollständig beigelegt ist. Aber ich bekomme häufiger mit, wenn ich mit der Opferseite identifiziert bin und kann mich häufiger aus dieser Rolle lösen und in die innere Mediation gehen.