Inhalt
Teilen

Sehnsucht nach der Vergangenheit

Vor einigen Tagen sind meine Frau und ich auf das Thema „Reue“ gestoßen. Wir waren beim Frühstück und meine Frau erzählte mir von dem Buch „Mitternachtsbibliothek“, das von einer Frau handelt, die sich vor lauter Reue über vertane Chancen und dem Empfinden, dass sie endgültig gescheitert ist, das Leben nimmt. Sie landet dann in der Mitternachtsbibliothek, wo es für jede Entscheidung, die sie in ihrem Leben hätte treffen können, ein eigenes Buch gibt, das das jeweils folgende Leben beschreibt.

So fingen meine Frau und ich an darüber zu sprechen, was wir denn bereuen, getan oder nicht getan zu haben. Dabei kam mir zunächst in den Sinn, dass ich es manchmal bereue, meine Arbeitsplatz bei der MAN in München aufgegeben zu haben. Es bemerkte eine Sehnsucht, mein Leben von dem Punkt in der Vergangenheit weiterzuführen, an dem ich noch nicht gekündigt hatte. Eine Sehnsucht nach Menschen, Aufgaben und Routinen, die mir ans Herz gewachsen waren.

Alc ich mich tiefer mit den Gefühlen der Reue und Sehnsucht verband, tauchten in meiner Erinnerung viele Situationen auf, in denen ich Reue darüber empfunden hatte, aus einer bestehenden Gemeinschaft an einem bestimmten Ort ausgestiegen zu sein, und in einer anderen Gruppe in der Fremde meinen Platz erst wieder finden musste.

Wut und Traurigkeit meines Opfer-Egos

Auf einmal wurde mir klar, dass die Reue nie vergangen war. Immer, wenn ich irgendwo hinkam, wo ich schon einmal gelebt hatte, flammte die Sehnsucht wieder auf, mein Leben an jenem Punkt in der Vergangenheit weiterzuführen. Zurückzukehren an den Punkt in der Raum-Zeit, in dem mein Leben irgendwie schöner gewesen zu sein schien.

Und ich fühlte eine ohnmächtige Wut darüber, dass ich durch irgendwelche Umstände dazu gezwungen war, von dort wegzugehen.

Wobei ich mir erst einmal wieder klar machen musste, dass ich eigentlich deshalb von dort weggegangen bin, weil ich damals unter den Umständen meines Lebens so litt, dass ich hoffte, woanders ein besseres Leben haben zu können.

Aber für den Teil in mir, der von der Reue und der Sehnsucht nach einem vergangenen Leben befallen war, der Wut und Ohnmacht empfand, weil er aus diesem Leben genommen worden war, schien das alles nicht zu stimmen. Er erinnerte sich nur an die schönen Erlebnisse und Aspekte meiner vielen damaligen Leben.

Was wohl auch ein Symptom der starken Traurigkeit war, die von unterhalb der Wut hochkam, als ich mich mit mehr mit diesen Gefühlen beschäftigte. Als ich mich mehr mit jenem Opfer-Anteils meines Selbst verband.

Abgeschnitten von der Welt

Ich kam dann ziemlich schnell darauf, dass dieses Wahrnehmungs-Gefühls-Muster von meinem tatsächlichen Leben vollständig abgekoppelt und somit für alle Punkte in Raum und Zeit gleichbleibend ist. Also anders ausgedrückt, das Resultat eines traumatischen Erlebnisses ist, durch das der damals betroffene Teil meines kindlichen Selbst von mir und der Welt abgeschnitten wurde.

Das heißt, der Teil von mir, der die Sehnsucht, die Reue, die Wut, die Ohnmacht und die Traurigkeit fühlt, ist ein junger Anteil von mir, der in den letzten Tagen meines heutigen Lebens mehr und mehr von mir in eben dieses Leben eingebunden wurde.

Spannend fand ich in meiner Forschungsreise die aufkommende Erkenntnis, das dieser junge Anteil von mir, der immer in die Zeit zurückreisen wollte, um dort weiterzuleben, die meiste Zeit meines Lebens über in keiner Beziehung zu den Menschen und Geschehnissen im Hier & Jetzt stand. Dieser Teil hat die gegenwärtige Welt weder zur Kenntnis genommen noch darauf reagiert noch irgendeinen Einfluss auf die Welt gehabt. Ich war an diesem Punkt meines Selbst komplett auf die Vergangenheit fixiert, die in mir eingefroren war.

Über aktive Reue zur Akzeptanz meines Lebens

An dieser Stelle meiner inneren Reise angekommen, geschah ein kleines Wunder. Oder so etwas wie die Gnade Gottes überkam mich: Ich fühlte die Reue, die bis dahin unbewusst mein bisheriges Leben durchzog. Ich bereute aus tiefstem Herzen, dass ich von den vielen Gemeinschaften weggegangen war, in denen mein jüngeres Ich so gerne geblieben wäre. Und zwar als einen aktiven und bewusst gefühlten Akt.

Damit kehrte ich die Überzeugung um, dass mein Leben nur dann so richtig gelungen ist, wenn ich nichts bereuen muss. Je ne regret rien – Ich bereue rein gar nichts… Das war bis dahin eines meiner Lebensideale, die ich anstrebte. Und dessen Erreichen ich nur dadurch gewährleistet hatte, dass ich mein sehnsüchtiges, junges Selbst in mein Unbewusstsein verdrängte.

Nachdem ich bereut hatte, war meine Verbindung zur Welt eine vollkommen andere. Ich konnte mich mehr auf meine Umgebung beziehen, wie sie Hier & Jetzt tatsächlich ist. Ich hatte die Welt so akzeptiert, wie sie ist. Das heißt, sie musste nicht mehr so sein, wie sie einst gewesen war, damit ich mich sicher und dazugehörig fühlen kann, sondern das ging auch in der gegenwärtigen Welt. Damit war der einst traumatisierte Teil meines Selbst aus der Isolation gerettet und mit mir und der restlichen Welt verbunden.

Plötzlich erkannte ich die Möglichkeit, immer das Beste aus der jeweiligen Situation machen zu können. Denn in dem Moment, in dem ich mehr in Verbindung mit der gegenwärtigen Welt gegangen war, hatte der zuvor ohnmächtige Junge in mir deutlich mehr bewussten Einfluss gewonnen. Dieser Zustand blieb zwar seitdem nicht die ganze Zeit über bestehen, aber ich glaube daran, dass die Momente häufiger aufreten werden, in denen ich mich Hier & Jetzt sicher und zugehörig fühle.

Sehnsucht nach der Vergangenheit

Vor einigen Tagen sind meine Frau und ich auf das Thema „Reue“ gestoßen. Wir waren beim Frühstück und meine Frau erzählte mir von dem Buch „Mitternachtsbibliothek“, das von einer Frau handelt, die sich vor lauter Reue über vertane Chancen und dem Empfinden, dass sie endgültig gescheitert ist, das Leben nimmt. Sie landet dann in der Mitternachtsbibliothek, wo es für jede Entscheidung, die sie in ihrem Leben hätte treffen können, ein eigenes Buch gibt, das das jeweils folgende Leben beschreibt.

So fingen meine Frau und ich an darüber zu sprechen, was wir denn bereuen, getan oder nicht getan zu haben. Dabei kam mir zunächst in den Sinn, dass ich es manchmal bereue, meine Arbeitsplatz bei der MAN in München aufgegeben zu haben. Es bemerkte eine Sehnsucht, mein Leben von dem Punkt in der Vergangenheit weiterzuführen, an dem ich noch nicht gekündigt hatte. Eine Sehnsucht nach Menschen, Aufgaben und Routinen, die mir ans Herz gewachsen waren.

Alc ich mich tiefer mit den Gefühlen der Reue und Sehnsucht verband, tauchten in meiner Erinnerung viele Situationen auf, in denen ich Reue darüber empfunden hatte, aus einer bestehenden Gemeinschaft an einem bestimmten Ort ausgestiegen zu sein, und in einer anderen Gruppe in der Fremde meinen Platz erst wieder finden musste.

Wut und Traurigkeit meines Opfer-Egos

Auf einmal wurde mir klar, dass die Reue nie vergangen war. Immer, wenn ich irgendwo hinkam, wo ich schon einmal gelebt hatte, flammte die Sehnsucht wieder auf, mein Leben an jenem Punkt in der Vergangenheit weiterzuführen. Zurückzukehren an den Punkt in der Raum-Zeit, in dem mein Leben irgendwie schöner gewesen zu sein schien.

Und ich fühlte eine ohnmächtige Wut darüber, dass ich durch irgendwelche Umstände dazu gezwungen war, von dort wegzugehen.

Wobei ich mir erst einmal wieder klar machen musste, dass ich eigentlich deshalb von dort weggegangen bin, weil ich damals unter den Umständen meines Lebens so litt, dass ich hoffte, woanders ein besseres Leben haben zu können.

Aber für den Teil in mir, der von der Reue und der Sehnsucht nach einem vergangenen Leben befallen war, der Wut und Ohnmacht empfand, weil er aus diesem Leben genommen worden war, schien das alles nicht zu stimmen. Er erinnerte sich nur an die schönen Erlebnisse und Aspekte meiner vielen damaligen Leben.

Was wohl auch ein Symptom der starken Traurigkeit war, die von unterhalb der Wut hochkam, als ich mich mit mehr mit diesen Gefühlen beschäftigte. Als ich mich mehr mit jenem Opfer-Anteils meines Selbst verband.

Abgeschnitten von der Welt

Ich kam dann ziemlich schnell darauf, dass dieses Wahrnehmungs-Gefühls-Muster von meinem tatsächlichen Leben vollständig abgekoppelt und somit für alle Punkte in Raum und Zeit gleichbleibend ist. Also anders ausgedrückt, das Resultat eines traumatischen Erlebnisses ist, durch das der damals betroffene Teil meines kindlichen Selbst von mir und der Welt abgeschnitten wurde.

Das heißt, der Teil von mir, der die Sehnsucht, die Reue, die Wut, die Ohnmacht und die Traurigkeit fühlt, ist ein junger Anteil von mir, der in den letzten Tagen meines heutigen Lebens mehr und mehr von mir in eben dieses Leben eingebunden wurde.

Spannend fand ich in meiner Forschungsreise die aufkommende Erkenntnis, das dieser junge Anteil von mir, der immer in die Zeit zurückreisen wollte, um dort weiterzuleben, die meiste Zeit meines Lebens über in keiner Beziehung zu den Menschen und Geschehnissen im Hier & Jetzt stand. Dieser Teil hat die gegenwärtige Welt weder zur Kenntnis genommen noch darauf reagiert noch irgendeinen Einfluss auf die Welt gehabt. Ich war an diesem Punkt meines Selbst komplett auf die Vergangenheit fixiert, die in mir eingefroren war.

Über aktive Reue zur Akzeptanz meines Lebens

An dieser Stelle meiner inneren Reise angekommen, geschah ein kleines Wunder. Oder so etwas wie die Gnade Gottes überkam mich: Ich fühlte die Reue, die bis dahin unbewusst mein bisheriges Leben durchzog. Ich bereute aus tiefstem Herzen, dass ich von den vielen Gemeinschaften weggegangen war, in denen mein jüngeres Ich so gerne geblieben wäre. Und zwar als einen aktiven und bewusst gefühlten Akt.

Damit kehrte ich die Überzeugung um, dass mein Leben nur dann so richtig gelungen ist, wenn ich nichts bereuen muss. Je ne regret rien – Ich bereue rein gar nichts… Das war bis dahin eines meiner Lebensideale, die ich anstrebte. Und dessen Erreichen ich nur dadurch gewährleistet hatte, dass ich mein sehnsüchtiges, junges Selbst in mein Unbewusstsein verdrängte.

Nachdem ich bereut hatte, war meine Verbindung zur Welt eine vollkommen andere. Ich konnte mich mehr auf meine Umgebung beziehen, wie sie Hier & Jetzt tatsächlich ist. Ich hatte die Welt so akzeptiert, wie sie ist. Das heißt, sie musste nicht mehr so sein, wie sie einst gewesen war, damit ich mich sicher und dazugehörig fühlen kann, sondern das ging auch in der gegenwärtigen Welt. Damit war der einst traumatisierte Teil meines Selbst aus der Isolation gerettet und mit mir und der restlichen Welt verbunden.

Plötzlich erkannte ich die Möglichkeit, immer das Beste aus der jeweiligen Situation machen zu können. Denn in dem Moment, in dem ich mehr in Verbindung mit der gegenwärtigen Welt gegangen war, hatte der zuvor ohnmächtige Junge in mir deutlich mehr bewussten Einfluss gewonnen. Dieser Zustand blieb zwar seitdem nicht die ganze Zeit über bestehen, aber ich glaube daran, dass die Momente häufiger aufreten werden, in denen ich mich Hier & Jetzt sicher und zugehörig fühle.