Meine Außenwelt
Mein Zusammenspiel mit der Außenwelt spiegelt die Tänze meiner Innenwelt wieder

Das Bewusstsein eines gemeinsamen Tanzes
Wenn ich mich mit einem Menschen unterhalte, dann geschieht dies immer auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Der Andere reagiert nämlich nicht nur auf das, was ich sage, sondern auch auf eine große Menge an non-verbalen Informationen, die von mir ausgehen: Stimmlage, Körperhaltung, Gesichtsausdruck, usw. Und anders herum ist es natürlich genauso. Ich ärgere mich zum Beispiel darüber, dass ich mir weh getan habe, und gebe einen entsprechenden lauten Ausruf von mir. Der andere reagiert verunsichert und spannt seinen Körper an. Ich beruhige mich, spreche mit gemäßigterem Ton weiter und der andere fühlt sich wieder sicherer und entspannt sich.
Nun wird normalerweise angenommen, dass so eine emotionalen Unterhaltung wie aneinander gereihte Ursache-Wirkung-Ketten funktioniert. Ich finde es hier spannend, das Ganze mehr wie einen gemeinsamen Tanz zu sehen. Wobei der Unterschied zu Betrachtung als Ursache und Wirkung darin besteht, dass die Partner bei einem Tanz die einzelnen Schritte gleichzeitig machen. Ich mache einen Schritt und meine Tanzpartnerin macht im selben Moment auch einen dazu passenden Schritt.
Auf meine oben beschriebene Unterhaltung bezogen soll das heißen, dass meine gereizte Stimme mit einem entsprechenden Ärger verbunden ist, und das mein Gegenüber diesen Ärger im selben Moment erfährt, indem er von mir ausgedrückt wird. Wir sind also beide ärgerlich. Und auch im nächsten Moment sind wir beide verunsichert und angespannt, beruhigen uns beide wieder und so weiter. Wenn wir jetzt richtig gut aufeinander eingestellt sind, dann können wir diese gemeinsame Bewegung bei uns selber und beim anderen wahrnehmen. Genauso wie bei einem Tanz kann ich nicht nur meine Bewegung fühlen, sondern auch die meiner Partnerin.
Das geteilte Bewusstsein eines festgefahrenen Tanzes
Häufig ist es allerdings so, dass ich nur „meine“ Bewegung fühle, und meine Partnerin nur „ihre“ Bewegung wahrnimmt. Das kommt dadurch zustande, dass ich“meinen“ Anteil der gemeinsamen Bewegung in meinem Körper zulasse, während ich den „nicht-meinen“ Anteil soweit dämpfe, dass ich ihn nicht wahrnehme. Und meine Partnerin macht das genauso.
So kommt es dazu, dass wir meinen, wir würden aufeinander reagieren. Das heißt, das Bewusstsein für unseren gemeinsamen Tanz ist zwischen uns aufgeteilt.
Aufgrund dieser Teilung können wir beide nicht wahrnehmen, wie die Schrittfolgen in uns selbst ablaufen. Ich spüre nicht, wie in mir die Verunsicherung entsteht, nachdem ich laut aufgeschrien habe, weil ich dieses Gefühl in mir unterdrücke. Oder weil ich nicht hinfühle.
Ohne dieses Bewusstsein ist aber die Verbindung zwischen wütendem Schrei und unsicherer Anspannung in mir und auch in meiner Tanzpartnerin festgeschrieben. So wie ich einen tauben Finger nicht bewegen kann, weil ich ihn nicht fühle, so kann sich auch meine innewohnende Reaktion auf den Schrei aufgrund meiner Taubheit für Verunsicherung nicht verändern.
Gemeinsames Bewusstsein für einen kreativen Tanz
Dies ist gerade für solche Schrittfolgen sehr unangenehm, die immer wieder eskalieren, so dass der gemeinsame Tanz abgebrochen werden muss, weil für beide die emotionale oder körperliche Anspannung zu stark wird.
Ich habe hier immer wieder erfahren dürfen, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, mein Bewusstsein mit Hilfe meiner Partnerin so zu erweitern. Dies führte dann dazu, dass ich mich mehr fühlen und meinen Teil zu einem gemeinsamen, kreativen Tanz beisteuern konnte. Während ich nämlich das „nicht-meine“ Gefühl in mir unterdrücke, lebt dasselbe Gefühl im Körper meiner Partnerin vollständig und frei auf und kann(!) dort von mir leichter wahrgenommen werden.
Das ist das Potenzial eines solchen Tanzes, wobei es eine Menge Mut und Überwindung braucht, um das Angebot des jeweils Anderen anzunehmen. Wir unterdrücken diese „nicht-meine“ Gefühle nämlich aus gewichtigen Gründen. Sie zu fühlen würde unter anderem unser Selbst-Gefühl verändern. Schließlich haben wir dieses Gefühl (vermeintlich) noch nie in unserem Leben gehabt. Und das löst Angst aus. Die Erweiterung unseres Selbst muss in einem Tempo vonstatten gehen, das uns nicht zu stark ängstigt und anspannen lässt.
Daher möchte ich Dir in dem Blog zu dieser Rubrik davon schreiben, wie ich solche Momente der Selbst-Erweiterung erlebe und auf welchem Wege ich dazu gekommen bin, einen festgefahrenen Tanz so zu verändern, dass ich mehr Freude und Leichtigkeit in mein Leben habe.
Darüber hinaus möchte ich auch von solchen Tänzen schreiben, die sich immer wieder in meinem Leben bis zur Eskalation und Trennung wiederholen. Vielleicht kommt mir beim Schreiben ein Impuls zur Erkenntnis. Oder ich kann für Dich das Urteil abschwächen, ein Versager zu sein, wenn Du hier ab und zu von meinen eigenen Kämpfen liest.