Mein gehemmtes Selbst

Ich habe häufig das Gefühl, dass ich mich gegenüber einem Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen zurücknehmen muss, um mich sicher zu fühlen. Oder anders ausgedrückt: Ich habe Angst davor, etwas zu tun oder zu sagen, dass der oder die anderen nicht akzeptiert. Oder falsch versteht. Oder nicht verstehen kann, weil es eine Information aus einer ihm fremden Seite von mir ist.

Das ist jedenfalls das, was mir durch den Kopf geht, wenn ich doch einmal den Ansatz wagen, mich mehr so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Oder zu sagen, was ich wirklich denke. Oder davon zu sprechen, was ich im jeweiligen Moment fühle.

Dahinter steht aber wie schon erwähnt das Gefühl der Angst oder meine Unsicherheit.

Irgendwie habe ich mich schon gefragt, woher diese Unsicherheit oder dieses gehemmte Dasein eigentlich kommt. Und seit kurzem habe ich einen neuen Erklärungsansatz gefunden, der sich vielleicht zu verfolgen lohnt.

Eingesperrt im Kreis der Familie

Ich habe meine Kindheit und Jugend in einer Zeit verbracht, in der viele meiner erwachsenen Bezugspersonen (meine Eltern und Großeltern, meine Lehrer, usw.) unter einem Beziehungstrauma gelitten haben. Weil sie von Eltern großgezogen wurden, die im Krieg traumatisiert wurden. Oder von Eltern großgezogen wurden, die daran glaubten, dass Kinder möglichst wenig emotionalen Rückhalt kriegen sollten, um als Erwachsene ausreichend hart und zäh zu sein.

Das bedeutete, dass die Menschen, auf die ich mich als Kind beziehen konnte, nur auf einen gewissen Bruchteil meines So-Seins mit einer für mich angemessenen Antwort reagieren konnten. Oder um bei der Tanz-Analogie zu bleiben: Die Menschen, von denen ich die Tänze unserer Familie und unserer Kultur lernen sollte, konnten nur solange mit mir tanzen, wie ich ihre Schritte nachmachte.

Alle übrigen Schritte, die ein Ausdruck meines ureigenen Selbst stammten, führten zu einer Verunsicherung der mich umgebenden Menschen, weil sie in ihrem Beziehungstrauma berührt wurden. Weil ich ihnen auf die wunden Füße trat. Und das war in bestimmten Fällen so schmerzhaft für sie, dass sie nicht mehr dazu in der Lage waren, mich wahrzunehmen oder mit mir zu sein. Geschweige denn, zusammen mit mir, das Repertoire der Familien- bzw. Kulturtänze zu erweitern.

Ausgeschlossen von der Erwachsenen-Welt

Darüber hinaus waren meine Bezugspersonen in einem sozialen Umfeld groß geworden, dass nur solche Erziehungsberichtigte bzw. Lehrer akzeptierten, die sich im Umgang mit Kindern und Jugendlichen keinerlei Unsicherheiten anmerken ließen und jede Situation im Griff hatten. Das wird eine irrsinnige Spannung in ihnen ausgelöst haben, wenn sie durch meinen ursprünglichen Ausdruck verunsichert waren, dies aber unter keinen Umständen nach außen zeigen oder zugeben durften.

Diese Spannung konnten sie wahrscheinlich nur dadurch vermeiden, dass sie mir den Zutritt zu ihrer „Welt der Erwachsenen“ verwehrt hielten, in der sie ihre uralten Schrittfolgen tanzen konnten und sich nicht ihrer Unsicherheiten im Umgang mit meinen neuartigen Tänzen erwehren zu müssen.

Als Kind musste ich also lernen, erwachsen zu werden, um mit den Menschen sein und tanzen zu können, die ich am meisten liebte. Und damit diese Menschen mit mir sein konnten, während wir zusammen tanzten. Was so viel bedeutete, alles in mir zu unterdrücken und abzuspalten, was mich zu einem Schritt veranlassen würde, mit dem ich jemanden auf die Füße steigen würde.

Mein Beziehungstrauma als erwachsener Mann

Dies führte dazu, dass einige dieser unterdrückten Anteile meines ursprünglichen Selbst noch heute die Reife eines Kindes haben, weil ich bis heute keinen erwachsenen Tanzpartner finden konnten, mit dem zusammen sie zu einem erwachsenen Anteil heranreifen würden. Schlimmer noch: Diese Anteile haben aufgegeben, nach einem passenden Partner Ausschau zu halten oder gar zu vermuten, dass es so jemanden geben könnte.

Dieses Beziehungstrauma von mir wurde lange Zeit dadurch zementiert, dass ich die meiste Zeit meines Alltags mit erwachsenen Menschen zu tun hatte. Und dass auch ich mittlerweile allen meiner (inneren) Kinder den Zugang zu meiner Erwachsenen-Welt verwehrte, um dort die Selbstsicherheit und Souveränität ausstrahlen zu können, mit der ich von den anderen Menschen akzeptiert werde. Mit der ich immer genügend Tanzpartner finden kann, um mich nicht einsam fühlen zu müssen.

Doch im Laufe der Jahre führte dieses Leben dazu, dass ich mich immer häufiger unter Menschen wiederfand, von denen ich mich ungeliebt fühlte.  Und je mehr ich mich an die Gepflogenheiten und Schrittfolgen anpasste, die in den von mir besuchten Gesellschaftskreisen getanzt wurden, desto stärker wurde dieses Lebensgefühl.

Der Beginn der Heilung

Aus heutiger Perspektive kein Wunder, denn die die Anteile meines Selbst, die nie die Liebe eines Menschen bekommen haben, und die ich immer tiefer in mir vergrub, die waren ja tatsächlich ungeliebt. Und fingen an, sich immer mehr zu melden, weil sie sich in der Welt ausdrücken und entwickeln wollten. So wie es jedes Kind will.

Viele Jahre der Therapien, der Selbsterforschung und Bewusstseinsschulung später bin ich an dem eingangs dieses Artikels beschriebenen Punkt angelangt. Wobei ich heute bewusst fühlen kann, dass es der Ausdruck eines meiner inneren Kinder ist, der von einem anderen Teil meines Selbst gehemmt wird.

Ich fühle mich dann tatsächlich wie ein kleines Kind, dass einerseits misstrauisch und andererseits neugierig durch die Welt der Erwachsenen stapft. Auf der vorsichtigen Suche nach jemanden, der mit ihm zusammen tanzt und mit ihm ist, wenn er seinen ureigenen Ausdruck in die Beziehung gibt.

Und ich fühle die Unsicherheit des Antagonisten, der das innere Kind wieder verbannen will, um wieder mehr Sicherheit zu fühlen.

Übung macht das Sich-Geliebt-Fühlen

Bis heute ist es eine große Herausforderung für mich, das kindliche Misstrauen und die kindliche Neugier zu fühlen. Unter Menschen mag ich die Gefühle meiner inneren Kinder sehr ungern wahrnehmen: Die Erfahrung vom Ausgeschlossen-Sein, von Demütigung, Gewalt und Misshandlung sind noch so lebendig, dass die damit verbundenen Angst-Gefühle schwer auszuhalten sind.

Aber ich übe mich darin, meinem inneren Kind beizustehen und ihm dem emotionalen Rückhalt zu geben, den es braucht, um ganz entspannt zusammen mit mir im Kreise der Erwachsenen zu sein. Und sich immer mehr zu trauen, sich auszudrücken und mit der Welt zu wachsen.

So, als wenn ich als Vater mit meinem Kind im Kreise der Erwachsenen tanze.

Mein gehemmtes Selbst

Ich habe häufig das Gefühl, dass ich mich gegenüber einem Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen zurücknehmen muss, um mich sicher zu fühlen. Oder anders ausgedrückt: Ich habe Angst davor, etwas zu tun oder zu sagen, dass der oder die anderen nicht akzeptiert. Oder falsch versteht. Oder nicht verstehen kann, weil es eine Information aus einer ihm fremden Seite von mir ist.

Das ist jedenfalls das, was mir durch den Kopf geht, wenn ich doch einmal den Ansatz wagen, mich mehr so zu zeigen, wie ich wirklich bin. Oder zu sagen, was ich wirklich denke. Oder davon zu sprechen, was ich im jeweiligen Moment fühle.

Dahinter steht aber wie schon erwähnt das Gefühl der Angst oder meine Unsicherheit.

Irgendwie habe ich mich schon gefragt, woher diese Unsicherheit oder dieses gehemmte Dasein eigentlich kommt. Und seit kurzem habe ich einen neuen Erklärungsansatz gefunden, der sich vielleicht zu verfolgen lohnt.

Eingesperrt im Kreis der Familie

Ich habe meine Kindheit und Jugend in einer Zeit verbracht, in der viele meiner erwachsenen Bezugspersonen (meine Eltern und Großeltern, meine Lehrer, usw.) unter einem Beziehungstrauma gelitten haben. Weil sie von Eltern großgezogen wurden, die im Krieg traumatisiert wurden. Oder von Eltern großgezogen wurden, die daran glaubten, dass Kinder möglichst wenig emotionalen Rückhalt kriegen sollten, um als Erwachsene ausreichend hart und zäh zu sein.

Das bedeutete, dass die Menschen, auf die ich mich als Kind beziehen konnte, nur auf einen gewissen Bruchteil meines So-Seins mit einer für mich angemessenen Antwort reagieren konnten. Oder um bei der Tanz-Analogie zu bleiben: Die Menschen, von denen ich die Tänze unserer Familie und unserer Kultur lernen sollte, konnten nur solange mit mir tanzen, wie ich ihre Schritte nachmachte.

Alle übrigen Schritte, die ein Ausdruck meines ureigenen Selbst stammten, führten zu einer Verunsicherung der mich umgebenden Menschen, weil sie in ihrem Beziehungstrauma berührt wurden. Weil ich ihnen auf die wunden Füße trat. Und das war in bestimmten Fällen so schmerzhaft für sie, dass sie nicht mehr dazu in der Lage waren, mich wahrzunehmen oder mit mir zu sein. Geschweige denn, zusammen mit mir, das Repertoire der Familien- bzw. Kulturtänze zu erweitern.

Ausgeschlossen von der Erwachsenen-Welt

Darüber hinaus waren meine Bezugspersonen in einem sozialen Umfeld groß geworden, dass nur solche Erziehungsberichtigte bzw. Lehrer akzeptierten, die sich im Umgang mit Kindern und Jugendlichen keinerlei Unsicherheiten anmerken ließen und jede Situation im Griff hatten. Das wird eine irrsinnige Spannung in ihnen ausgelöst haben, wenn sie durch meinen ursprünglichen Ausdruck verunsichert waren, dies aber unter keinen Umständen nach außen zeigen oder zugeben durften.

Diese Spannung konnten sie wahrscheinlich nur dadurch vermeiden, dass sie mir den Zutritt zu ihrer „Welt der Erwachsenen“ verwehrt hielten, in der sie ihre uralten Schrittfolgen tanzen konnten und sich nicht ihrer Unsicherheiten im Umgang mit meinen neuartigen Tänzen erwehren zu müssen.

Als Kind musste ich also lernen, erwachsen zu werden, um mit den Menschen sein und tanzen zu können, die ich am meisten liebte. Und damit diese Menschen mit mir sein konnten, während wir zusammen tanzten. Was so viel bedeutete, alles in mir zu unterdrücken und abzuspalten, was mich zu einem Schritt veranlassen würde, mit dem ich jemanden auf die Füße steigen würde.

Mein Beziehungstrauma als erwachsener Mann

Dies führte dazu, dass einige dieser unterdrückten Anteile meines ursprünglichen Selbst noch heute die Reife eines Kindes haben, weil ich bis heute keinen erwachsenen Tanzpartner finden konnten, mit dem zusammen sie zu einem erwachsenen Anteil heranreifen würden. Schlimmer noch: Diese Anteile haben aufgegeben, nach einem passenden Partner Ausschau zu halten oder gar zu vermuten, dass es so jemanden geben könnte.

Dieses Beziehungstrauma von mir wurde lange Zeit dadurch zementiert, dass ich die meiste Zeit meines Alltags mit erwachsenen Menschen zu tun hatte. Und dass auch ich mittlerweile allen meiner (inneren) Kinder den Zugang zu meiner Erwachsenen-Welt verwehrte, um dort die Selbstsicherheit und Souveränität ausstrahlen zu können, mit der ich von den anderen Menschen akzeptiert werde. Mit der ich immer genügend Tanzpartner finden kann, um mich nicht einsam fühlen zu müssen.

Doch im Laufe der Jahre führte dieses Leben dazu, dass ich mich immer häufiger unter Menschen wiederfand, von denen ich mich ungeliebt fühlte.  Und je mehr ich mich an die Gepflogenheiten und Schrittfolgen anpasste, die in den von mir besuchten Gesellschaftskreisen getanzt wurden, desto stärker wurde dieses Lebensgefühl.

Der Beginn der Heilung

Aus heutiger Perspektive kein Wunder, denn die die Anteile meines Selbst, die nie die Liebe eines Menschen bekommen haben, und die ich immer tiefer in mir vergrub, die waren ja tatsächlich ungeliebt. Und fingen an, sich immer mehr zu melden, weil sie sich in der Welt ausdrücken und entwickeln wollten. So wie es jedes Kind will.

Viele Jahre der Therapien, der Selbsterforschung und Bewusstseinsschulung später bin ich an dem eingangs dieses Artikels beschriebenen Punkt angelangt. Wobei ich heute bewusst fühlen kann, dass es der Ausdruck eines meiner inneren Kinder ist, der von einem anderen Teil meines Selbst gehemmt wird.

Ich fühle mich dann tatsächlich wie ein kleines Kind, dass einerseits misstrauisch und andererseits neugierig durch die Welt der Erwachsenen stapft. Auf der vorsichtigen Suche nach jemanden, der mit ihm zusammen tanzt und mit ihm ist, wenn er seinen ureigenen Ausdruck in die Beziehung gibt.

Und ich fühle die Unsicherheit des Antagonisten, der das innere Kind wieder verbannen will, um wieder mehr Sicherheit zu fühlen.

Übung macht das Sich-Geliebt-Fühlen

Bis heute ist es eine große Herausforderung für mich, das kindliche Misstrauen und die kindliche Neugier zu fühlen. Unter Menschen mag ich die Gefühle meiner inneren Kinder sehr ungern wahrnehmen: Die Erfahrung vom Ausgeschlossen-Sein, von Demütigung, Gewalt und Misshandlung sind noch so lebendig, dass die damit verbundenen Angst-Gefühle schwer auszuhalten sind.

Aber ich übe mich darin, meinem inneren Kind beizustehen und ihm dem emotionalen Rückhalt zu geben, den es braucht, um ganz entspannt zusammen mit mir im Kreise der Erwachsenen zu sein. Und sich immer mehr zu trauen, sich auszudrücken und mit der Welt zu wachsen.

So, als wenn ich als Vater mit meinem Kind im Kreise der Erwachsenen tanze.